Wir verabschieden uns von unserer lieben Oma Hildegard Lamprecht
| Golserhof
Am 1. September ist unsere liebe Oma Lamprecht mit fast 98 Jahren verstorben. Als Gastwirtin hat sie den Grundstein für das Hotel im Golserhof gelegt. Bis zum Schluss war Sie für uns, unsere Mitarbeiter und auch für unsere Gäste eine Inspiration und Quelle für Lebensweisheiten.
Wir möchten uns auch hier voll Dankbarkeit und Liebe an unsere liebe Oma und Uroma erinnern und uns würdevoll verabschieden.
Beerdigungsansprache von Pfarrer Edmund Ungerer - Dorf Tirol
"Liebe Töchter Maria und Hildegard mit Familie, liebe Enkelkinder, Urenkel und Patenkinder, liebe Angehörige und liebe Pfarrergemeinde,
Wir verabschieden uns in dieser Stunde im Glauben von einer Mitchristin und einer Tirolerin, die Dorfgeschichte und Tourismusgeschichte mitgeschrieben hat. Es ist Hildegard Lamprecht geb. Prantl, die langjährige Gastwirtin vom Golserhof. Sie war nicht nur eine leidenschaftliche und tüchtige Gastwirtin und Gastgeberin. Sie war auch eine Frau, die Leben und Glauben in Einklang brachte. So war sie an die dreißig Mal Patin, war eine fleißige Kirchgängerin bis es ihre Kräfte nicht mehr zuließen, betete für all die verstorbenen Angehörigen und Mitarbeiter im Betrieb und hatte einen spirituellen Zugang zu den Verstorbenen und den armen Seelen.
Sie hat im Jahre 2008 in der St. Rupertkirche am Hochaltar Nikolaus- Statue spendiert und war der Pfarrgemeinde immer zugetan.
Das Prinzip der Liebe war in ihrem Leben das oberste Gebot und so nahm sie oftmals jene Rolle ein, die Maria bei der Hochzeit zu Kana innehatte. Auch sie sagte zum Personal wie Maria zu den Dienern „Was er, Christus, euch sagt, das tut“.
Diesen Grundgedanken gibt sie auch unserer Welt mit. Leben-Arbeit-Glauben lassen sich miteinander verbinden. Ein glaubender und sich aktiv zu Christus bekennender Mensch, wird im Gast und im Mitmenschen Christus erkennen und ihm so mit Wohlwollen begegnen. Mit ihrem Wohlwollen, hat sie die Herzen vieler Menschen angesprochen und mit diesem Wohlwollen hat sie der auferstandene Herr nach einem erfüllten Leben zu sich gerufen."
Lebensgeschichte von Hildegard Lamprecht, geschrieben und vorgetragen von der Enkelin Hiltrud in der Pfarrkirche von Dorf Tirol
"Als unsere Oma vor 6 Jahren nach dem Unfall im Martinsbrunn lag und dachte, dass ihr Leben hier zu Ende geht, hat sie mir gesagt, wie sie sich Ihren Abschied auf dieser Erde wünscht.
Fast 100 Jahre hat sie gelebt, viel erlebt und geschaffen.
Nach dem 1. Weltkrieg geboren und die Zerrissenheit, die Streitereien der Menschen in der Zeit der Option hautnah im Gasthaus erlebt, davon hat sie nie erzählt, damit wollte sie uns nicht belasten.
So war sie, schlimme Erlebnisse ablegen, Gott vertrauen, das Gute in jedem Menschen sehen, nach vorne schauen und das Beste aus jeder Situation machen. „Mit Gottes Segen findet sich immer ein guter Weg.“
Die Golser-Oma wurde als 7. Von 8 Kindern im Köhlhof geboren. Sie wuchs in einer sehr musikalischen Großfamilie auf. Da sie ein Mädchen war, durfte sie leider kein Instrument lernen. Es war unvorstellbar, dass sie beim Mair am Turm im elterlichen Gasthaus in der Gaststube saß und musizierte. Sie konnte wunderschön singen und war bis ins hohe Alter eine gute Tänzerin. Schon als junges Mädchen hat sie im Mair am Turm gearbeitet, als ihre große Schwester heimlich das Aufgebot bestellt um den Godner zu heiraten, wurde die Hilde von ihrer Schwester auf Ihre Aufgabe vorbereitet das Gasthaus Mair am Turm zu führen.
Bereits mit 17 Jahren hat sie sich mit den Golser Natz verlobt. Den Rosenkranz, den unser Opa ihr vor 80 Jahren geschenkt hat, hat sie 80 Jahre bei sich getragen.
Mit 18 Jahren zog sie auf den Golserhof. 3 Mädchen hat sie das Leben geschenkt.
Tante Moidi bekam mit 7 Monaten Kinderlähmung und Oma und Opa haben keine Wege und Kosten gescheut, damit die Tante die besten Behandlungen und eine gute Ausbildung bekam. Bis zum Schluss war die Tante Moidi immer an Omas Seite.
S‘ Lenele ist mit 6 Monaten an der Ruhr verstorben. Dies hat die Oma bis ans Lebensende nicht verkraftet.
Die Hildegard war ihr jüngstes Mädchen. Immer fleißig, immer um das Wohl der Familie besorgt. Tagtäglich für alle da.
So streng und diszipliniert wie sie mit sich selbst war, so streng war sie auch mit ihren Töchtern.
Anfang der 50er Jahre kamen die ersten Gäste nach Dorf Tirol und Oma sah die Gelegenheit endlich wieder das zu tun, was ihr bereits beim Mair am Turm so große Freude bereitet hatte. Gastwirtin sein.
1954 saß Uroma Elisabeth vom Köhlhof, das rege Treiben beobachtend, am Dorfbrunnen in Dorf Tirol, als ein junges Architektenpaar aus München mit dem Bus ankam und sich mit den Koffern im Schlepptau nach einer Unterkunft erkundigte. Geschwind brachte Sie die Eheleute zu ihrer Tochter Hildegard und Ihrem Schwiegersohn Ignaz auf den Golserhof, auf dem es eigentlich zu dieser Zeit gar keine Gästezimmer gab. Tochter Hildegard bewirtete die Münchner Architekten und kümmerte sich um einen Schlafplatz für die beiden. Schnell waren die Betten bezogen, und Hildegard bemühte sich in den folgenden Tagen mit viel Eingabe und Fleiß um ihre ersten Gäste, die daraufhin zu lieben Freunden der Familie wurden.
Gemeinsam mit dem Münchner Architektenpaar wurden die ersten Umbauarbeiten geplant. Obwohl eigentlich kein Geld für Renovierungen da war, wollte Oma Hildegard Prantl-Lamprecht ihren Gästen schon immer ein schönes und behagliches Urlaubszuhause bieten und ihre Visionen umsetzen. „So hat die Oma einmal buntes Geschenkpapier, das sie damals in Meran gekauft hatte, an die Zimmerwände gekleistert, damit das Heu von der angrenzenden Scheune nicht durch die Ritzen lugte.
Ästhetik war ihr immer wichtig. Beim Golser hatten sogar die Stallfenster Vorhänge und Blumen, damit es gut ausschaut.
Ihr Mann, der Natz, ließ ihr alle Freiheiten, sie durfte schalten und walten und ihre Ideen verwirklichen. Immer ihren fleißigen Mann und die fleißigen Töchter an der Seite.
Jeden Winter gab es Verbesserungen. Handwerker, Handwerker, Handwerker im ganzen Golserhof, das liebte sie. So wurde aus dem Bauernhof eine schicke Pension.
Bereits mit 54 wurde sie Witwe. Die viele Arbeit im Golserhof half ihr den Schmerz und den Verlust zu verkraften.
Als Frau – vor 100 Jahren geboren – hat sie es geschafft nach ihrer eigenen Fasson zu leben.
Mutig als Unternehmerin. Mutig ihre Meinung zu sagen und sich durchzusetzen.
Beruflich immer neugierig auf das Leben rundherum, immer bereit sich Neues anzuschauen, immer offen für Trends im Hotel, immer bereit für Veränderungen & Verbesserungen. Blumen, Dekorationen, Vorhänge, Lampen, darauf legte sie bis zum Schluss großen Wert.
Privat war sie früher konservativ und streng.
Als Oma, Mami und Tante mir vor 28 Jahren den Golserhof übergaben, kam es zwischen Oma und mir zu Konflikten. 50 Jahre Lebenserfahrung trennten uns – ganze Welten.
Wir haben es dann geschafft voneinander zu lernen, uns zu vertrauen, zu respektieren, zu schätzen und von Herzen zu lieben. Und dann begann sie viel mehr zu Lachen und erstaunte mit Humor, den man ihr nicht zutraute.
Sie liebte es Gastwirtin zu sein. Für jeden Menschen fand sie die richtigen Worte. Immer schick gekleidet, die Augen überall, organisiert und diszipliniert. Eine Gastgeberin wie es im Buche steht.
Die letzten 6 Jahre war sie auf Hilfe angewiesen und voll Dankbarkeit für die Menschen, welche sich um sie kümmerten. Bis zum letzten Atemzug war sie klar und präsent."
Als ich sie vor 6 Jahren fragte, was ich heute in ihrem Namen sagen soll, sagte sie:
Kindele sag bitte:
"Ich hatte das Glück, den besten Mann im Burggrafenamt geheiratet zu haben und
Ich habe die besten Töchter dieser Welt.
Der Herrgott hat es gut mit mir gemeint."